Lesegeschwindigkeit - Wachsenlernen | Lerntraining | Diana Rohrbeck

L wie Lesegeschwindigkeit – aus “Kinder mit LRS stärken”

Lesegeschwindigkeit Lesetraining lesen

Eine bessere Leseleistung erhöht nicht nur die Lesegeschwindigkeit, sondern verbessert auch das Textverständnis.

Diese Aussage steckt voller komplexer Hintergründe, die in diesem Artikel in eine logische Struktur gebracht werden sollen. Deshalb nun erst einmal Schritt für Schritt.

1. Leseleistung

Die Leseleistung umfasst die Fähigkeiten

→ Buchstaben zu erkennen und zu unterscheiden (sprachlich, akustisch und / oder optisch),

→ Buchstabenkombinationen in Laute zu übersetzen,

→ das dabei entstehende Wort mit einem Gegenstand, einer Handlung, einer Aussage etc. zu verknüpfen und

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→ bei einer Aneinanderreihung mehrere Wörter komplexe Zusammenhänge zu verstehen.

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⇒ Hier geht es also rein um den Prozess des Lesens.

Ziel des Lesenlernens ist der allmähliche Übergang von der Buchstabenerkennung hin zu einer automatisierten Wortbilderkennung.

In der Praxis bedeutet dies: Beim sogenannten Lesen werden nicht mehr von Anfang des Wortes bis zu seinem Ende Buchstabe für Buchstabe zusammengezogen, sondern das gesamte Wortbild mit einem Blick erkannt. Die vielen verschiedenen Wortbilder unseres Wortschatzes sind also nachhaltig in unserem Gedächtnis abgespeichert und können bei Bedarf jederzeit abgerufen werden (zum Beispiel auch zum Buchstabieren oder zum Schreiben oder um Fehler in der Schreibweise des Wortes zu erkennen).

2. Die Lesegeschwindigkeit

Das automatisierte Lesen ist jedoch an ein Zeitfenster gekoppelt. Nur, wenn die Wörter eines Satzes innerhalb einer bestimmten Zeit erkannt werden, kann der Leser auch dessen Sinnzusammenhang verstehen.

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Ein konkretes Beispiel

Wenn ich einem Kind einen Text vorlese – also mit dramatischen Pausen, unterschiedlichen Betonungen und einem Lächeln zwischendurch – dann lese ich in einer Minute (60 Sekunden) etwa 140 Wörter. 

Wenn ich dagegen in meinem Krimi lese – in Gedanken und ohne Rücksicht darauf, ob mir beim Lesen mal ein Wortende abhanden geht – lese ich mit einer Geschwindigkeit von etwa 245 Wörtern pro Minute.

Dieses Experiment können Sie gerne auch mal mit sich selbst durchführen: Stellen Sie den Timer auf 60 Sekunden und beginnen Sie mit der ersten Sekunde mit dem ersten Wort eines längeren Textes. Sobald der Timer sich meldet, ist das Experiment vorbei. Nun zählen Sie die geschafften Wörter.

Kinder, die aufgrund ihrer Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben zu mir kommen, haben nicht selten eine Lesegeschwindigkeit von etwa 25 Wörtern pro Minute, manchmal sogar noch weniger. 

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Sie sehen, zwischen diesen Zahlen liegen Welten.

Ein Test für Sie

Ich würde Sie an dieser Stelle gerne bitten, für mich und mit mir ein kleines Selbstexperiment zu machen.

Der nun folgende Text besteht aus 65 Wörtern. Bei einer Lesegeschwindigkeit von 20 Wörtern pro Minute bedeutet dies, dass Sie für das Lesen dieses Textes 3 min und 15 Sekunden benötigen. 

Ich bitte Sie um etwas Kreativität – denn damit das Selbstexperiment gelingen kann, müssen wir die Situation eines leseschwachen Kindes so gut es geht nachstellen.

• Das Auge muss drei Sekunden lang auf einem Wort haften. Vielleicht können Sie die Wörter vor und hinter dem entsprechenden Wort abdecken, damit Ihr Auge nicht versucht ist, zwischen den Wörtern zu springen.

• Erst nach drei Sekunden dürfen Sie zum nächsten Wort übergehen.

• Der Gesamttext darf kein einziges Mal komplett gelesen werden – noch nicht einmal überflogen.

→ Sind Sie bereit? Dann mal los!  

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Lesegeschwindigkeit

Und nun? Worum ging es in dem Text? Können Sie einer anderen Person locker darüber berichten? 

Das dürfte Ihnen schwerfallen! Und bedenken Sie, dass Sie während der drei Sekunden darüber nachdenken konnten, welche Informationen aus dem Text Sie bereits kennen und welche vielleicht noch kommen.

Ein Kind ohne ausreichende Lesekompetenzen hat in diesen drei Sekunden sehr viel Anstrengung und Konzentration verbraucht, um das jeweilige Wort überhaupt erst einmal zu erkennen.

Untersuchungen zeigen, dass bei einer Lesegeschwindigkeit von maximal 100 Wörtern pro Minute auch nur maximal 50 % des Gelesenen verstanden und wiedergegeben werden können. Bei einer gelesenen Anzahl von 240 Wörtern und mehr pro Minute steigt der Prozentwert des Verstandenen auf bis zu 80 % nach dem einmaligen Lesen des Textes.

Bei Wikipedia finden Sie zu diesem Zahlen eine kurze Einführung.

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3. Leseverständnis

Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit diesem Beispiel näherbringen, warum es beim Lesen nicht nur darauf ankommt, Buchstaben zu Wörtern zu verbinden, sondern auch darauf, dass dies mit einer gewissen Geschwindigkeit passiert. 

Damit Texte möglichst genau und mit möglichst konkreten Informationen wiedergegeben werden können, müssen sie zunächst einmal verstanden werden. Sie kennen nun den Unterschied: Es geht nicht nur darum, die einzelnen Buchstaben und später Wörter zu kennen. Es geht vordergründig darum, die einzelnen Wörter in einen Zusammenhang zu bringen. Mit zunehmender Klassenstufe kommen weitere Kompetenzen hinzu, wie das Lesen zwischen den Zeilen – was eine noch höhere Lesekompetenz voraussetzt. 

Literacy

Welchen Einfluss haben Eltern auf die Lese- und Sprachkompetenzen ihrer Kinder?

Sie haben es sich vermutlich schon gedacht: Bereits die ersten Lebensmonate können einen Einfluss haben auf die weitere Entwicklung eines Kindes.

Gegensätze prallen aufeinander, noch bevor das Kind selbst seine ersten Worte sprechen kann.

• Kinder von sogenannten viel sprechenden Müttern kommen schon sehr früh über den gesamten Tag mit Sprache in Berührung.

• In anderen Familien, beispielsweise mit tendenziell schweigsamen Eltern, lässt man den Kindern von Beginn an viel weniger Sprache zukommen.

Dies ist grundlegend erst mal nicht negativ zu bewerten. Betrachtet man jedoch einen weiteren Aspekt der Lesefertigkeiten, der sogenannten Literacy, so wird klar, dass auch die ersten Lebensmonate eines Kindes bereits Einfluss haben auf seine Entwicklung – je nachdem, welche Bedeutung dem Sprechen in seiner Umgebung zugemessen wird.

Literacy ist ein Begriff, der einen allgemeinen Umgang mit Sprache bezeichnet. Dazu gehört auch, in welcher Art und in welchem Maße Kinder an Sprache herangeführt werden. Daraus können in gewissen Grenzen spätere Fähigkeiten in den Bereichen Lesen und Schreiben abgeleitet werden.

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Manchen Kindern wird schon sehr früh der Zugang zum Lesen und Sprechen ermöglicht: Durch ein hohes Maß an sprachlicher Interaktion, durch Vorlesen und vor allem auch unterschiedlicher und vielfältiger Kommunikation durch den Einbezug von Großeltern und Bekannten.

Anderen Kindern ist dieser Zugang nur bedingt möglich – aus welchen Gründen auch immer.

Ihnen gehen also Chancen verloren, mit Sprache vielfältig und umfangreich in Berührung zu kommen, ihren Wortschatz zu trainieren. Auch das Bedürfnis eines Kindes selbst zu sprechen und selber an Kommunikation teilzuhaben, kann durch seine Literacy beeinflusst werden.

Ergänzung: Globalisierung

Globalisierung ermöglicht, dass wir uns überall auf der Welt zu Hause fühlen können. Sie ermöglicht uns Handelsbeziehungen und kulturelle Begegnungen einzugehen und Entscheidungen im Leben zu treffen, so wie es uns für diesen Moment als richtig erscheint. Globalisierung ist ein Begriff, den ich persönlich sehr mag, da ich in ihm eine riesige Chancenvielfalt sehe und ganz viele Möglichkeiten, unsere Zukunft so zu gestalten, wie wir es uns wünschen und wie wir es als Menschen als gut und richtig erachten.

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Im Bereich Sprache bringt sie jedoch auch einen Nachteil mit sich.

Keinen langfristigen Nachteil, aber doch einen Nachteil, dessen wir uns bewusst sein müssen.

Mehrsprachig aufwachsende Kinder brauchen mehr Zeit, um sich in den einzelnen Sprachen vollständig zu alphabetisieren.

• Sie müssen also die Buchstaben lernen (die je nach Herkunftsland nicht annähernd mit dem deutschen Buchstabensystem zu vergleichen sind).

• Diese Kinder müssen teilweise ganz unterschiedliche Buchstabe-Laut-Zuordnungen verinnerlichen (Ich nehme hier gerne das französische Imparfait, in dem beispielsweise das Wort “parlaient” – sie sprachen – “parlä” ausgespochen wird. Fünf Buchstaben für einen Laut! Ernsthaft?)

• Unterschiedliche Sprachen haben eine unterschiedliche Grammatik, verschiedene Regeln für den Satzbau oder für Zeitformen. Hier lässt es sich nicht einfach Wort für Wort von der einen Sprache in die andere übersetzen.

Die Liste könnte lang werden …

 

Mehr Zeit fürs Wort

Aber ich denke, die Botschaft ist deutlich geworden: Kinder, die in ihrem Elternhaus mit mehreren Sprachen aufwachsen oder auch mit ihrer Familie eine andere Sprache sprechen als in der Schule gesprochen wird, benötigen mehr Zeit, um in den einzelnen Sprachen vollständige Lese- und Schreibfertigkeiten zu erlangen.

Es lässt sich beispielsweise immer wieder beobachten, dass diese Kinder beim Sprechen zwischen einzelnen Sprachen springen.

Auch hier sehe ich einen großen Vorteil, da ihnen eine Kommunikation ermöglicht ist, in der sie auf Wörter zurückgreifen können, die eventuell spezifischer oder genauer sind als die der jeweiligen Sprache des Gegenübers.

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Bis Schreib- und Lesekompetenzen vollständig ausgebildet sind, vergeht in der Regel mehr Zeit als bei Kindern, die einsprachig aufgewachsen.

Diese Zeit, und hier sehe ich den großen Nachteil der Globalisierung, gibt ihnen das Schulsystem jedoch nicht, egal aus welchem Herkunftsland die Kinder kommen oder welche Sprache in ihrem Elternhaus gesprochen wird. Sie müssen innerhalb kürzester Zeit den Wissensstand ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler erreichen und erlangen so oft ungerechtfertigt ungenügende Leistungen und Ergebnisse in Form von Noten.

Dabei ist vermutlich jedem klar, dass gerade diese Kinder weiß Gott nicht weniger leisten als andere Kinder ihrer Klasse. Ganz im Gegenteil haben sie bereits einen weitaus größeren Wortschatz erreicht und verfügen über weitaus mehr Möglichkeiten der Kommunikation.

Dennoch sind diese nicht das, was unser Schulsystem fordert.

Leseförderung ist ein Gewinngeschäft

Es ist also durchaus gewinnbringend, Kinder frühzeitig bei der Förderung ihrer Lesekompetenzen zu unterstützen.

Das Gute ist: Wenn die Lesegeschwindigkeit erst einmal zunimmt, steigt auch die Freude am Lesen. Das Gefühl, einen Text tatsächlich auch verstanden zu haben, erhöht wiederum die Motivation. Eine Aufwärtsspirale ist in Gang gesetzt. Und von den positiven Auswirkungen im Unterricht möchte ich gar nicht anfangen zu reden…

MEINE LIEBLINGSMETHODEN

Mit der Arbeit mit Lesekarten mache ich regelmäßig tolle Erfolge! Ich habe noch kein Kind erlebt, das seine Lesegeschwindigkeit nicht mindestens verdoppeln konnte. Dies ist auf den Aufbau der Lesekarten zurückzuführen, welcher das automatische Erkennen der Wortbilder zusätzlich unterstützt. Das Lesen erinnert dann an eine Art Auswendiglernen – genau das, was unser Gehirn braucht, um jederzeit und ohne Einschränkungen auf eine abgespeicherte Information zurückgreifen zu können.

Das dadurch gewonnene Selbstvertrauen lässt ungeahnte Energien frei, die wir direkt reinvestieren in tolle Bücher und weitere Erfolge.

Über die Arbeit mit Lesekarten schreibe ich ausführlich in diesem Artikel.

 

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Beim Blitzlesen erscheint ein Wort dem Auge nur für sehr kurze Zeit. Das Wortbild muss also sehr schnell erfasst werden.

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Ein Training in diesem Bereich unterstützt die automatisierte Wortbild-Erkennung zusätzlich.

Die Karten in diesem Spiel werden auf einen Stapel gelegt, mit den Schriftbildern nach unten. Die gezogene Karte muss so schnell wie möglich laut gelesen werden. Mit jeder Wiederholung wird Ihr Kind schneller, versprochen! Wie in allen Bereichen des Lebens ist es die Vielfalt der Methoden, die zur Verbesserung beiträgt – so auch bei der Lesegeschwindigkeit.

Spielerisch verpacken lässt sich die Methode des Blitzlesens in ein Merkspiel.

Für fortgeschrittene Lerner ist auch eine Variante mit gespiegelten Wörtern denkbar. Dies ist eine anspruchsvolle Förderung der optischen Serialität (=Reihenfolge der Buchstaben).  

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Haben Sie nach diesem Artikel das Gefühl, dass auch bei Ihrem Kind die Lesegeschwindigkeit die Ursache für zahlreiche weitere Probleme ist?

⇒ Dann schauen Sie doch mal in meinem Ferienkursprogramm vorbei.

Schon innerhalb dieser einen Kurswoche haben sich die Leseleistungen der Kinder bisher IMMER zusehends verbessert! ♥ Das Erstaunen über die eigenen Fertigkeiten ist unbezahlbar und ich liebe die Blicke der Kinder, die mir sagen “vielleicht kann ich es ja doch”.

Warten Sie nicht! Am Anfang ist es “nur” das Lesen!

Das Bild zeigt Diana Rohrbeck in einem gelben T-Shirt und mit einem Headset auf dem Kopf. Sie verkörpert in Inhaberin von Wachsenlernen Lerntraining, Unterstützung und Informationen bei LRS beim Kind.

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Auch ein bewusstes und fokussiertes Abschreiben unterstützt die automatisierte Wortbild-Erkennung. Erfahren Sie hier, wie genau das gehen kann.

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Kinder haben eine natürliche Bereitschaft, an ihre Grenzen zu gehen und Herausforderungen zu meiden. Wenn dies irgendwann umschlägt - also eine Anstrengungsvermeidung einsetzt - sollten wir hellhörig werden.

 

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