DER SCHWEINEHUND WIEGT EINE TONNE
Ist es nicht schrecklich, wenn man sich immer wieder aufraffen muss zu etwas, das einem keine Freude bereitet? Ist es nicht gemein, wenn draußen das wilde Leben tobt, während ich hier am Schreibtisch sitze? Ist es da verwunderlich, dass Kinder, denen das Lernen per se schon schwerer fällt, eine negative Einstellung zum Lernen entwickeln?
Dabei ist Lernen doch das Selbstverständlichste überhaupt in unserem Alltag.
Leider sind wir in unserem Sprachgebrauch dazu übergegangen, Lernen mit Schule, mit Anstrengung und mit Überwindung zu verknüpfen.
Wie wäre es, wenn Sie das Lernen aktiv zu einem passiven Begleiter des Alltags machen – wenn Sie die Aussage „Der Mensch lernt den ganzen Tag“ Wirklichkeit werden lassen?
Das wäre der Vorteil
Passives Lernen bedeutet nicht, die Englischvokabeln nachts unters Kopfkissen zu legen und so das Schicksal über die Note des nächsten Vokabeltests entscheiden zu lassen.
Unter passivem Lernen verstehe ich in diesem Zusammenhang die Loslösung von zwanghaften Lernarrangements.
Kinder, die sich nur ungern an den Schreibtisch setzen und mit den Hausaufgaben beginnen, sind mit absoluter Sicherheit keine Minderheit. Die Frage ist also nicht, wie sich das Lernen am besten vermeiden ließe, sondern wie es sich am besten in den Alltag integrieren lässt.
Wo also lassen sich im Alltag Zeitfenster finden, die das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden? Und zwar ohne, dass Sie Ihr Kind nach langer Diskussion an den Schreibtisch zwingen.
Ich gebe Ihnen ein kleines Beispiel, damit Sie besser verstehen, worauf ich hinaus möchte. Müssen Sie Ihr Kind dazu überreden, mit dem Nachbarsjungen in den Pool zu gehen? Oder nach der Schule zum Training? Oder am Ende eines langen und warmen Sommertages zur Eisdiele? Nein? Der innere Schweinehund lebt also nicht im ganzen Kind, sondern nur in dem Teil, der etwas für die Schule tun sollte?
Dann habe ich hier einen Kompromiss für Sie (der nicht bei allen Kindern funktioniert, aber vielleicht haben Sie ja genau das passende Exemplar zu Hause):
Auf die Formulierung kommt es an
Eisdiele ist völlig in Ordnung! Aber auf dem Weg dahin nimmst du zehn Karteikarten mit. Und wenn du wieder da bist, werde ich dich abfragen und freue mich schon jetzt, dass du sie locker drauf haben wirst!
Bevor Sie nun motiviert weiterlesen, gebe ich Ihnen direkt noch einen Realitäts-Check mit an die Hand: Wir können von Kindern nicht erwarten, dass sie aus sich selbst heraus wissen, wie sie sich das Lernen angenehmer machen können. Wir Erwachsene müssen es ihnen zeigen und in der Regel auch mit ihnen gemeinsam erleben. Wenn sich dann eine gewisse Routine eingespielt hat, können Sie sich entspannt zurücklehnen und die Früchte Ihrer Mühen ernten. Doch zuvor liegt noch ein wenig Arbeit vor Ihnen. Und im schlimmsten Fall kann es sogar Spaß machen … dazu können Sie dann hier weiterlesen.
Also zurück zum Thema:
Passives Lernen setzt eine positive innere Haltung zum Lernen voraus, denn es erfordert eine hohe Disziplin, die „freie Zeit“ freiwillig und bewusst mit Lernen zu verbringen.
Hier ein paar Vorschläge
Es wird nicht funktionieren, wenn Sie Ihr Kind durch die Hintertür zum Lernen bringen wollen. Erfolgsversprechender wird es sein, offen und ehrlich zu kommunizieren, dass der ganze Alltag aus Lernen und Rechnen und Lesen und Schreiben besteht – und dass all diese Dinge Spaß machen können, wenn wir sie als Produkt nebenbei erkennen.
Wie wäre es also mit folgenden Ideen?
√ Ein Gedicht lernen unter der Dusche?
√ Den Unterrichtsstoff im Bus wiederholen?
√ Die Inhalte für die nächste Arbeit ins Handy speichern und auf dem Weg zu Freunden immer wieder abhören?
√ Verschiedene Maßeinheiten beim Kochen umrechnen?
√ Beim Sport Karteikarten auf den Boden legen und im Rhythmus zu den Bewegungen mitsprechen?
√ Fußball? Tennis? Basketball? Bei jedem Ballwurf wird eine Vokabel wiederholt.
√ Sich gegenseitig Vokabeln abfragen auf dem Weg zur Schule?
√ Vokabel lernen beim Zähneputzen? Das wären immerhin 2x3min Vokabellernen – JEDEN TAG!
√ Beim Packen der Geschenkpakete Gewichte vergleichen?
√ Die Zeit stoppen bei verschiedenen Aktivitäten des Tages. Und wie viel Zeit haben wir heute eigentlich mit Lachen verbracht? Vermutlich zu wenig.
√ Autofahrt zum Einkaufen? Wieder eine Chance, um das Referat noch einmal durchzusprechen.
√ Alexa oder Siri sind Mitglieder der Familie? Auch sie können das 1×1 abfragen.
⇒ Dieser Liste sind keine Grenzen gesetzt! Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf!
Na, wenn das kein Anreiz ist…
Klingt es nicht total motivierend, auf dem Weg zur besten Freundin bereits das 1×1 wiederholt zu haben? Oder wenn der Hund seine erste Runde um den Block bekommen hat und gleichzeitig schon die Hälfte der Formeln für Physik sitzen?
Vorbild sein
Eltern sind nicht nur Eltern, sie sind vor allem Vorbilder! Machen Sie vor, wie es geht und nutzen Sie die Zeitfenster, die sich im Alltag immer wieder ergeben, für vorbildliche Tätigkeiten.
… und diese Ideen sind erst der Anfang ♥
1. Seien Sie der aktive Part in Ihrer Eltern-Kind-Beziehung und zeigen Sie Ihrem Kind, dass seine Lernfortschritte wichtig sind. Und Interesse zeigt man am besten durch Nachfragen und Zuhören.
Und wenn Sie noch ein paar Ideen für mich haben, die sich hier ergänzen ließen, schreiben Sie mir gerne eine E-Mail an info@wachsenlernen.de
PASSIV LERNEN MIT KARTEIKARTEN
•Sie kennen mich oder die Seite von Wachsenlernen bereits? Dann wissen Sie auch, dass ich ein großer Verfechter des Karteikartensystems bin.
• Ich setze mich noch einmal mit einem Thema auseinander und portioniere es in kleine Unterthemen oder Fragestellungen. Richtig! Karteikarten eignen sich nicht nur für Vokabeln.
• Ich habe eine gute Übersicht über das, was ich schon kann, was noch fehlt und was noch unsicher ist.
• Ein kleiner Stapel Karteikarten passt in jedes Portemonnaie. Ich habe meinen Lernstoff also stets bei mir.
• Innerhalb eines Schuljahres oder auch darüber hinaus wiederholen sich Themen in den einzelnen Fächern immer wieder. So kann ich die Karteikarten aus früheren Schuljahren praktisch wiederverwenden und spare so Zeit und Material.
• Karteikarten lassen sich auch mit anderen Lernmethoden kombinieren. Hier zeige ich Ihnen, wie nützlich Karteikarten beim Erstellen einer Mindmap sein können.
UND LOS GEHT ES
Sie wollen direkt loslegen? Dann schauen Sie doch mal hier, mit welchen Hilfsmitteln ich am liebsten arbeite.
Ja, es handelt sich bei meinen Empfehlungen um Affiliate-Links. Damit unterstützen Sie mich dabei, mich um das wirklich Wichtige im Leben zu kümmern – Ihre Kinder ♥
EIN WEITERER PLUSPUNKT FÜR DAS LERNEN MIT KARTEIKARTEN
Befinden Sie sich mit Ihrem Kind immer noch auf dem Weg zu mehr Selbstständigkeit und Eigenverantwortung?
Auch dann ist das Lernen mit Karteikarten genau die richtige Wahl!
Denn die Methodik des
- Kürzens,
- Zusammenfassens,
- Aufschreibens und
- Wiederholens
ist genau das, was die meisten Gehirne brauchen, um Inhalte vom Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis zu übertragen.
Zum Thema Selbstorganisation gibt es übrigens einen eigenen Artikel.
Denn der Übergang vom Kindergarten zur Schule ist oft ein großer Schock. Alles, was vorher sorgsam von Erzieher*innen und Eltern begleitet wurde, muss das Kind nun von einem auf den anderen Tag alleine können – vom gebundenen Schnürsenkel bis zum gepackten Turnbeutel. Dass das nicht von heute auf morgen gelingen kann, ist logisch. Und dennoch wird es oft vorausgesetzt.

NACHARBEITEN UND VORAUSLERNEN
Treten die ersten Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben auf, lässt der Rattenschwanz oft nicht lange auf sich warten.
Denn die Kulturfertigkeiten Lesen, Schreiben und Rechnen begleiten unseren Alltag – und zwar an allen Tagen. Wer hier abgehängt ist, hat nur noch wenige Chancen auf einen entspannten Schulalltag.
Beobachten Sie dies bei Ihrem Kind? Dann heißt es ab jetzt
- Nacharbeiten: Was fehlt? An welcher Stelle ist der rote Faden verloren gegangen? Welche Strategie braucht es jetzt, um den Anschluss zu bekommen?
- Vorauslernen: Hat sich der Frust erst einmal festgesetzt, macht sich dies schnell auch in der mündlichen Beteiligung bemerkbar. Dabei ließe sich doch genau dadurch die Note merklich verbessern. Die Strategie heißt Vorarbeiten – Was müssen wir vorbereiten, damit du dich morgen im Unterricht möglichst oft melden kannst?
THEMEN GEMEINSAM BEARBEITEN
Für Englisch und Deutsch kann ich Ihnen hierfür beispielsweise die Hefte von Wachsenlernen empfehlen, die im StudyHelp-Verlag erschienen sind.
Erklärungen, Beispiele, Übungen und anschließende Lösungen für alle relevanten Themen der Schuljahre.

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