Dieser Satz trifft mit Sicherheit nicht auf jeden und nicht auf jede Lebenslage zu. Doch für Kinder, die Schwierigkeiten haben beim Erlernen des Lesens und Schreibens, ist er meist treffend! Sie entwickeln Strategien, um ihren “Schwächen” gezielt auszuweichen im Alltag. Dies machen Kinder übrigens nicht in böser Absicht oder (wie ich leider auch immer wieder höre) mit durchtriebener Hinterlist. Dinge zu vermeiden, die mit Misserfolg und Scheitern verbunden sind, ist ein reiner Selbstschutz vor Enttäuschung und Niederlagen. Vielmehr sollte es uns ein Warnsignal sein, wenn Kinder immer wieder zu offensichtlichen “Ausreden” greifen.
In der Psychologie wird ein solches Verhalten als
Misserfolgsvermeidungsstrategie bezeichnet. Mehr zu diesem Thema und wie man Misserfolgsvermeidungsstrategien bei Kindern erkennt, finden Sie übrigens
hier (Klick).
Vermeidung begegnen mit Spaß
Für frustgeplagte Eltern lerngefrusteten Kindern muss die Bezeichnung “spielerisch Lernen” dann wie Musik in den Ohren klingen! Kein Stress mehr? Kein Streit mehr? Lernen macht Spaß? Wir spielen und am Ende sitzt alles? Das hört sich traumhaft an! Wäre es auch – wenn es so einfach wäre! Doch Lernen und vor allem das schulische Lernen beinhaltet noch so viel mehr als nur das Einüben von Regeln.
Ganz so einfach ist es leider nicht.
Und nun muss ich ein wenig ausholen. Denn selbstverständlich dürfen Sie mit Ihrem Kind Spiele spielen. Und selbstverständlich darf auch das Vokabellernen in ein Kreuzworträtsel verpackt sein. Und natürlich können zahlreiche Lernspiele dazu beitragen, den Unterricht aufzulockern.
Ein pädagogischer Ansatz, Lerninhalte grundsätzlich mit Spiel und Spaß vermitteln zu wollen, sollte jedoch skeptisch betrachtet werden. Warum sehe ich das so kritisch? Weil in diesem Ansatz verborgen steckt, dass Lernen per se erst einmal alles andere ist als lustig. Folglich nimmt man den Kindern so die Chance, zu erleben, dass auch das Lernen an sich Spaß machen kann.
Ich bezeichne es gerne als Flow – dieses Gefühl, voll und ganz in einer Sache vertieft zu sein und dabei Glücksgefühle zu verspüren. Es ist ein unbeschreiblich erfüllendes Gefühl, wenn sich einzelnen Informationen wie in einem Puzzle Stück für Stück zusammenfügen. Am Ende blickt man mit Stolz auf die Zusammenhänge, die sich ergeben und erschlossen haben. Es ist genau dieses Gefühl, dass uns zu Menschen macht, die mit Leidenschaft für eine Sache brennen.
» Lernen nur in Verbindung mit Spielen zu “verkaufen” hat einen gewaltigen Vorteil:
Das Spiel macht Spaß.
» Und es hat einige Nachteile.
⇒ Kinder merken sehr deutlich, wenn wir ihnen etwas vormachen. Ein Geburtstagstisch voller Spiele mit Zahlen und Rechnen ist kein pädagogisch wertvolles Geschenk, sondern ein Vertrauensbruch. Liegt ein solches Spiel auf dem Tisch, schiebt es das Defizit unweigerlich in den Fokus. Na, da kommt doch Freude auf!
⇒ Kinder werden älter und möchten vielleicht nicht mehr nur Spiele spielen – aber wie sollen sie den Stoff dann lernen? Sie haben schließlich nie eine andere Methode für sich entdecken können.
⇒ Eine Erwartungshaltung, dass die Dinge Spaß machen müssen, entwickelt sich. Die Annahme, dass es immer nur die pure Freude ist, die uns einem Ziel näher bringt, ist jedoch realitätsfern. Sie kann im Laufe der Entwicklung eigentlich nur zu Enttäuschungen führen.
⇒ Die Fähigkeit, aus einer vielleicht unliebsamen Handlung innere Zufriedenheit zu ziehen, muss genauso wie viele andere Erfahrungen im Leben gemacht werden. Und auf das Machen folgt das Üben. Der Weg zum größeren Ziel wird in kleinere Teilabschnitte zerlegt. Schritt für Schritt werden Teilerfolge erlebbar gemacht und können die Freude über das erreichte Ergebnis mitunter ins Unermessliche steigern. So kann der Stolz über eine gute Note beispielsweise sehr unterschiedlich lange anhalten. Je mehr Mühe in sie investiert werden musste, umso nachhaltiger ist die Freude darüber. Dieses Vorgehen kann genauso trainiert werden wie das anschließende Eigenlob.
⇒ Das Leben ist eine Aneinanderreihung von Herausforderungen. Und Menschen mit einer gesunden Resilienz (= die Fähigkeit, mit schwierigen Situation im Leben umzugehen), begegnen diesen positiver als andere.
♥ Hat dieses Thema Ihr Interesse geweckt? Auf Wikipedia finden Sie übrigens einen interessanten Übersichtsartikel zum Thema Resilienz.
Spaß als Belohnung nach der Arbeit
→ Miteinander zu spielen macht überhaupt keinen Spaß mehr, weil alles boykottiert wird?
• Seien Sie ehrlich zu Ihrem Kind und versuchen Sie es gar nicht erst durch die Hintertür. “Ich weiß, Monopoly ist ein Spiel mit richtig großen Zahlen und deshalb willst du es nicht spielen. Aber glaube mir, du verpasst was, wenn du es gar nicht erst probierst. Wie wäre es, wenn wir erst einmal ein paar langsame Runden spielen mit Schmierzettel zum Rechnen. Du wirst sehen, wenn wir das Rechnen nicht so ernst nehmen, macht es richtig Spaß!” Sie sehen, ich bin ganz gewiss kein Feind des Spielens!
• Ich habe übrigens eine ganz tolle Kollegin, die auf ihrem Youtube-Kanal Spiele und deren Potenziale zum Lernen vorstellt.
Einfach hier klicken.
→ Die Hausaufgaben sind ein Kampf?
• Stellen Sie sich und Ihrem Kind eine Belohnung in Aussicht! Gemeinsame Zeit ist im Übrigen die schönste Belohnung für ein Kind.
→ Das abendliche Lesen ist eine Last?
• Teilen Sie sich die Arbeit und wechseln Sie sich mit Ihrem Kind nach jedem Absatz ab! Für Kinder, die noch langsam und stockend lesen, empfiehlt es sich, dass Sie einen Absatz vorlesen, während Ihr Kind mit den Augen mitliest. Geübte Leser können sich dagegen auch kapitelweise abwechseln.
→ Die Vorbereitung für das Referat endet im Streit?
• Auch hier können Sie sich die Arbeit teilen. Während der eine recherchiert und erzählt, was er herausgefunden hat , macht der andere die Stichpunkte!
→ Das Vokabellernen funktioniert so gar nicht?
• Fragen Sie sich gegenseitig ab. Manchmal wird die Arbeit schon dadurch erträglicher, dass man sie nicht alleine bewältigen muss!
Erleben Sie mit Ihrem Kind, dass Spaß nicht immer nur Spielen bedeutet. Auch ein Miteinander kann schwierige Situationen zur gemeinsamen Freude werden lassen. Ebenso können Belohnungen zwischendurch die Freude sein, auf die man hinarbeitet.
» Belohnungen sollten in diesem Zusammenhang übrigens keinen materiellen Wert haben! Es geht um die Stärkung Ihrer gemeinsamen Beziehung und der Haltung gegenüber Schule. Ein neues Playstation-Spiel (klassisches Beispiel), wäre hier eine absolut kontraproduktive Belohnung. Abgesehen davon, dass Sie auf diese Weise Ihrer Beziehungsarbeit einen Tritt in den Hintern geben, holen Sie sich wahrscheinlich neuen Ärger ins Haus.
Ein paar Anregungen für Belohnungen finden Sie in einem anderen Artikel (Klick).
Gute Gefühle muss man manchmal bewusst suchen – und sie dann genießen.
» Wichtig: Helfen Sie so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich! Eine solche Herangehensweise ans Lernen kann für soziale Bindungen stärkend sein. So darf auch gemeinsam geflucht, geschimpft und gemeckert werden. Doch die gemeinsame Freude über das Geschaffte und das gemeinsame konzentrierte Arbeiten sollte dabei stets überwiegen. Auch wenn es manchmal genug Gründe zur Beschwerde gäbe, sollten wir unseren Kindern vorleben, in allen Lebenslagen einen gesunden Optimismus zu bewahren!
» Und nicht vergessen: Lehrerinnen und Lehrer sind keine Feindbilder! Wenn am Schreibtisch mal Dampf abgelassen werden muss, dann bitte immer nur über die Sache. Bei “Die Leiden des jungen Werther” leide ich leider auch ganz schrecklich. Aber über die Lehrkraft wird sich dennoch nicht beschwert. Aussagen nach dem Motto “Wie kann man nur…” sollten Sie in Gegenwart Ihres Kindes vermeiden.
Ich streite nicht ab, dass der Dampf bei einigen Lehrern nicht sogar mal berechtigt wäre. Doch aus psychologischer Sicht macht es das Leben sehr viel schwieriger, wenn man sich eine Person zum Feind macht, der man nicht “entkommen” kann.
[…] S wie Spaß […]
[…] Ihr Kind sollte in jedem Fall Spaß und Freude haben an seinem Sport oder seinem Instrument! Und zu Spaß und Freude gibt es direkt einen eigenen […]
[…] Wenn sich dann eine gewisse Routine eingespielt hat, können Sie sich entspannt zurücklehnen und die Früchte Ihrer Mühen ernten. Doch zuvor liegt noch ein wenig Arbeit vor Ihnen. Und im schlimmsten Fall kann es sogar Spaß machen … dazu können Sie dann hier weiterlesen. […]