SPIELEN VERBINDET - AUCH OHNE SPRACHE
Ich war mit meinem Sohn auf einem Schachturnier. Ich selbst bin vollkommen unerfahren, wie es ist, in einem Verein oder einem Club zu spielen oder auch nur einem regelmäßigen Freizeitprogramm nachzugehen, zusammen mit anderen Interessierten. Kein Sportverein, keine Musikschule, keine Pfadfinder, kein Nähstübchen, kein Jugendclub.
Kurzum: Völlige Unerfahrenheit im Bereich “Freizeitgemeinschaft”.
Ich hatte also keinerlei Erwartungen an unser Wochenende. Wahrscheinlich spielen einfach ein paar Kinder Schach.
Mein erster Eindruck
Ich gebe es ehrlich zu: Ich war ziemlich irritiert, wie viele Sprachen hier um mich herum gesprochen werden. Die Gespräche unter den verschiedenen Eltern finden auf Englisch statt – auch für die Kinder scheint dies selbstverständlich zu sein.
Das glich beinahe schon einem Kulturschock, denn ununterbrochen drängte sich die Frage in meinen Kopf “Wie machen die das?” und vor allem “Wie machen diese Kinder das?”. Als wär es das Natürlichste auf der Welt, wurde zwischen Sprachen gesprungen – notfalls eben auch mit Drei-Wort-Sätzen.
Für mich, die nach dreizehn Jahren Schule nicht in der Lage gewesen wäre, in einem englischsprachigen Land auch nur 48 Stunden zu erleben (ob dies eine Kritik an der Fremdsprachenvermittlung innerhalb unseres Schulsystems ist oder eine Kritik an meiner eigenen Unfähigkeit, sei hier erst einmal dahingestellt), war dies wirklich beeindruckend – nein, ich wortwörtlich überwältigt von dem, was diese Kinder dort leisteten.
Die ersten Stunden waren somit für mich auch irgendwie aufregend – denn mit wem sollte ich mich in den kommenden zwei Tagen unterhalten? Und wie?
Und dann kam die Erkenntnis
Und plötzlich habe ich es erkannt – Ich habe vor Ort gesehen, was ich in der Theorie schon so oft erzählt habe:
Sport, Spiel und Musik – drei ganz und gar wunderbare Bestandteile des Lebens – machen es nicht nötig, dass man die gleiche Sprache spricht. Die Verbindung zueinander erfolgt nicht über die Sprache, sondern sie erfolgt über das gemeinsame Interesse. Die Regeln und das Handwerkszeug des Spiels müssen verstanden sein. Dafür ist es jedoch nicht unbedingt nötig, die gleiche Sprache zu sprechen. Ab dann spielt es keine Rolle mehr, welche Sprache der Einzelne spricht.
In der Theorie war mit stets klar, dass Sport, Spiel und Musik einen sehr hohen Stellenwert haben in interkulturellen Begegnungen. Nicht ohne Grund ist der Fußballverein auch ein Ort der gesellschaftlichen Integration.
In der Praxis war ich jedoch noch nie hautnah dabei, wenn ein gemeinsames Interesse den Gebrauch der Sprache zweitrangig macht.
Nicht jeder, der lernt, hat Spaß dabei!
Aber jeder, der Spaß hat, lernt dabei!
LERNEN MIT REGELSPIELEN
Meine sehr geschätzte Kollegin und Lerntherapeutin Dr. Dina Beneken hat eine ganz besondere Beziehung zu Spielen.
Auf Ihrem → Youtube-Kanal stellt sie zahlreiche Regelspiele vor, die zur Förderung verschiedener Kompetenzen ganz besonders geeignet sind.
Diese hat sie zusätzlich in einer → Spieleliste zusammengetragen.
Spielen baut Brücken
Ein Spiel baut Brücken der Verständigung ♥
In der Klasse, im Beruf, mit den Nachbarn – immer wird der erste (und auch zweite) Eindruck eines Menschen über die Sprache definiert. Doch im Spiel zählt die Freude, die Begeisterung, das Miteinander.
Und deshalb hat Spielen auch im Rahmen des Fremdsprachenlernens seine absolute (aber bisher unterschätzte Berechtigung):
- Spielen wird in erster Linie mit Spaß assoziiert, während Lernen oft gleichgesetzt wird mit Anstrengung und Mühen – Spiele haben also bereits einen Motivationsvorsprung.
- Im Fokus steht der Sprechanlass, nicht die Grammatik, Syntax etc!
- Spielen sorgt insgesamt für eine hohe Sprechermotivation, da der Sprecher selbst mit seiner Handlung im Fokus steht und sich nicht zurücknehmen kann!
- Aktive Teilhabe am Lernprozess erhöht den Lernerfolg maßgeblich gegenüber passivem Zuhören!
- Die Interaktion mit anderen erweitert die am lernen teilnehmenden Sinne. Während im “normalen” Lernkontext vorrangig die Sinne “sehen”, “hören” und “sprechen” aktiv sind, kommen beim gemeinsamen Spielen auch noch jede Menge Emotionen hinzu.
- Spiele leben von sich wiederholenden Abläufen – und Wiederholungen sind genau das, was für ein nachhaltiges Fremdsprachenlernen nötig ist!
- Treffen die Motivation des Sprechers und ein natürlicher Sprechanlass aufeinander, so ist die Wahrscheinlichkeit schon mal sehr hoch, dass ein Gespräch zwischen zwei Menschen zustande kommt. Sind sich nun auch beide einig, worüber sie sprechen wollen (das Spiel. die Regeln, die Strategie, …), so haben wir nun auch noch einen kontextbezogenen Wortschatz. Lerner, die ihre neu gelernten Vokabeln und Ausdrücke direkt anwenden können, sind glückliche Lerner!
- Das Sprechen im Spiel braucht keine korrekte Grammatik und somit wird auch die Fehlerkorrektur als hemmenden Faktor beim Lernen überflüssig.
Lernen mit Spaß
Und nun schließt sich der Kreis.
Schule bemüht sich intensiv darum, Lernhemmungen abzubauen und den Kindern den Zugang zum Lernen mit Freude und Spaß zu erleichtern.
An diesem Wochenende hat sich mir bestätigt: All diese Bemühungen wären hinfällig, wenn Freude am Lernen der Anfang wäre.
ALLER ANFANG IST DAS SPIELEN
Während meiner Zeit im Kindergarten erlebe ich genau dies jeden Tag: Kinder, die die deutsche Sprache noch nicht sprechen, müssen diese erst noch lernen. Doch wer das Lernen in den Fokus stellt, hat bereits verloren. Es ist das Spiel, das im Vordergrund steht und den Zugang zum Kind und damit zur Sprache ermöglicht.
Welche Erfahrungen ich mache im Bereich “Sprachförderung im Kindergarten” (Klick) lesen Sie hier.

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